Mit der Veröffentlichung der Speedmaster Moonwatch 321 im Jahr 2020 hat Omega eine wahre Legende wiederbelebt. Das neue Modell, einschließlich seines Uhrwerks, ist eine Replik der Speedmaster Ref. 105.003, die Ed White beim ersten amerikanischen Weltraumspaziergang im Jahr 1965 und Gene Cernan beim letzten Mondspaziergang 1972 trugen.

Am 3. Juni 1965 verließ der US-Astronaut Ed White während der Gemini-4-Mission seine Raumkapsel (siehe Foto oben). In seiner rechten Hand hielt er ein Steuergerät mit einer Sauerstoffdüse, die er dreimal betätigte, um sich an das Ende seines acht Meter langen Seils zu katapultieren. Nachdem er den letzten verbliebenen Sauerstoff im Steuergerät verbraucht hatte, musste er sich Hand in Hand an der Rettungsleine zurück in die Kapsel ziehen.
Über dem linken Ärmel seines Raumanzugs trug White eine Omega Speedmaster Ref. 105.003, die an einem extralangen Textilband mit Klettverschluss befestigt war. Dieses Modell wurde von 1964 bis 1969 hergestellt und von Omegas Handaufzugskaliber 321 Ref. 105.012. Es handelt sich um dasselbe Uhrwerk, das bei der ersten Mondlandung 1969 am Handgelenk von Buzz Aldrin tickte. Wenige Minuten zuvor hatte Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betreten, doch er ließ seine Speedmaster in der Mondlandefähre zurück, weil die elektronische Uhr an Bord nicht funktionierte.
Während der sechs (erfolgreichen) Mondlandungen, die zwischen 1969 und 1972 stattfanden, wurden nur drei Speedmaster Referenzen auf dem Mond getragen, und das Kaliber 321 trieb sie alle an. Das technisch modifizierte Nachfolgekaliber 861 hatte 1968 Premiere, aber es tickte nicht in den replica Uhren, die für die Apollo-Missionen zertifiziert worden waren, und begleitete daher nie einen Astronauten auf die Oberfläche des Mondes.
Im Kaliber 861 ersetzte ein preiswerterer Kulissenhebel das traditionelle Säulenrad des Kalibers 321, und die Frequenz der Unruh wurde von 18.000 auf 21.600 Halbschwingungen pro Stunde erhöht. Die aktuelle Version, das Kaliber 1861, wurde 1996 vorgestellt und verfügt über rhodinierte Oberflächen.

Speedmaster Monduhr 321
Die Speedmaster von White Ref. 105.003 hatte noch ein symmetrisches Gehäuse ohne aufgeweitete Flanken zum Schutz der Drücker und der Krone. Daher waren die Anstöße fast gerade und hatten nicht die typische gewundene Form mit nach oben gebogenen Flanken, die später auftauchte. Dieses geradlinige Design stand Pate für das Gehäuse der neuen Speedmaster Moonwatch 321, die 2020 eingeführt wurde.
Auch das Armband der neuen Edition hat historische Wurzeln. Die erste Speedmaster von 1957 war mit einem schnörkellosen, dreireihigen Edelstahlarmband ausgestattet. Dieses Armband sollte jahrzehntelang das funktionsorientierte Design der Moonwatch prägen und wurde erst viel später durch ein aufwendigeres fünfreihiges Metallarmband ersetzt.
Weitere Anspielungen auf die Uhren der Apollo-Astronauten sind das so genannte “Step Dial” mit vertieften Hilfszifferblättern und der “Dot over Ninety”, der sich auf eine Besonderheit der Tachymeterlünette der frühen Speedmaster-Generationen bezieht, bei der die 90 unter dem entsprechenden Punkt steht und nicht daneben. Dieser “Fehler” wurde bei den ab 1968 erschienenen Modellreihen korrigiert.
Auch der Gehäusedurchmesser von 39,7 mm ist historisch korrekt. Omega hat sich nur wenige Modernisierungen erlaubt, die allesamt die Robustheit und Langlebigkeit der Uhr verbessern. Eine Aktualisierung ist eine Keramikeinlage, die die ursprüngliche Aluminiumskala auf der Lünette ersetzt. Ein weiteres neues Detail sind zwei Saphirgläser: Ein Glas ersetzt die Kunststoffscheibe, die ursprünglich das Zifferblatt abdeckte, das andere den undurchsichtigen Metallboden des historischen Modells. Ironischerweise würde diese technische Verbesserung verhindern, dass die Uhr als Ausrüstungsgegenstand der NASA rezertifiziert wird, denn ein Saphirglas kann bei extremem Unterdruck zerspringen und die Astronauten verletzen oder ihre Ausrüstung beschädigen. Aus diesem Grund ist die am Ende dieses Artikels gezeigte Speedmaster Moonwatch Professional – die Uhr, die von den amerikanischen Astronauten getragen wurde – auch heute noch mit einem Kunststoffglas und einem Metallgehäuseboden erhältlich.

Kultiges Kaliber 321
Unsere Redaktion sah die beiden Saphirgläser der Speedmaster Moonwatch 321 als Vorteil an. Dasjenige im Gehäuseboden ist besonders willkommen, weil es den Kennern erlaubt, das Kaliber 321 und viele seiner schönen Details zu bewundern. Während der zweijährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die Omega diesem Projekt gewidmet hat, haben Spezialisten die alten Konstruktionspläne konsultiert und auch die direkte Vorgängerin unserer Testuhr, die Speedmaster Ref. 105.003, die Cernan trug, mit Hilfe der Computertomographie (CT) untersucht. 105.003, die Cernan über dem Ärmel seines Raumanzugs trug, als er 1972 im Rahmen der Apollo-17-Mission als letzter Mensch den Mond betrat.
Das Kaliber 321 wurde in einem speziell eingerichteten Atelier entwickelt, wo ein einzelner Uhrmacher eine Uhr von Anfang bis Ende zusammenbaute. Sein Debüt feierte es 2019 in der Speedmaster Moonwatch 321 Platinum, die mit auffälligen Zifferblättern aus Meteorit ausgestattet ist.
Beim Blick durch das Saphirglas auf der Rückseite des Gehäuses unserer Testuhr sieht man den traditionellen Aufbau des Uhrwerks mit dem freiliegenden Chronographenmechanismus, dem Säulenrad zur Steuerung der Stoppuhrfunktionen und der horizontalen Zahnradkupplung, die den Chronographenmechanismus mit dem Räderwerk verbindet. Alle Hebel des Chronographen sind aus matt gebürstetem Edelstahl gefertigt, während die Brücken und Kloben – einschließlich der Feder der Incabloc-Stoßsicherung auf der Unruhwelle – PVD-beschichtet und aus Sedna-Gold, der Omega-eigenen Rotgoldlegierung, gefertigt sind. Die Oberflächen des historischen Kalibers 321 waren galvanisch beschichtet, was jedoch zu einem ungleichmäßigen Verblassen des Roségoldtons führte. Der gebürstete, matte Hahn des Kupplungsrads hat eine kontrastierende Farbe, da er wie sein Gegenstück im Originalwerk aus Neusilber besteht, einer Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink. In einer horizontalen Kupplung verbindet das Kupplungsrad das kontinuierlich laufende Sekundenrad mit dem Zentralrad des Chronographen, wenn dieser eingeschaltet ist.

Historische Merkmale
Vergoldete Messingräder, eine klassische Schraubenunruh und ein langer Rückerzeiger vervollständigen das traditionelle Aussehen des Kalibers 321. Natürlich würde eine freischwingende Unruh mit variablem Trägheitsmoment normalerweise den einfachen Rückerzeiger in einem neu entwickelten Uhrwerk ersetzen, aber Omega wollte eine naturgetreue Nachbildung des Originalkalibers bauen, das von 1949 bis 1968 verwendet wurde.
Dieses Streben nach historischer Authentizität erklärt auch das Fehlen eines Sekundenstopps: Der Sekundenzeiger läuft weiter, wenn die Krone herausgezogen wird, was das genaue Einstellen der Zeit erschwert. Wenn Sie dieses Modell sekundengenau einstellen möchten, können Sie jedoch einen Trick anwenden. Ziehen Sie zunächst die Krone heraus und drehen Sie den Minutenzeiger über die gewünschte Zeit hinaus. Warten Sie nun, bis der Sekundenzeiger die Nullmarke auf seinem Ziffernblatt erreicht hat, drehen Sie dann den Minutenzeiger rückwärts auf den gewünschten Minutenindex und halten Sie die Krone in dieser Position, so dass sie einen leichten Druck auf das Räderwerk ausübt und der Sekundenzeiger unbeweglich bleibt. Wenn ein funkgesteuerter Zeitmesser den Beginn der nächsten vollen Minute ankündigt, drücken Sie die Krone hinein – bis zur Einstellung der Sekundenzeit.
Trotz der traditionellen Konstruktion des Uhrwerks sind seine Gangwerte recht überzeugend. Die geringe durchschnittliche tägliche Abweichung von +0,3 Sekunden, die von unserer Zeitmessmaschine gemessen wurde, ist hervorragend. Fast ebenso gut schnitt die Uhr am Handgelenk ab, wo die Abweichungen zwischen -2 und +1 Sekunde pro Tag lagen, wenn auch mit einer leichten Tendenz zum Minus. Lediglich die deutlich erkennbare Differenz von 12 Sekunden zwischen den einzelnen Positionen zwang uns, gemäß den strengen Regeln unserer Uhrentests einige Punkte abzuziehen.

Qualität und Nützlichkeit
Die Speedmaster Moonwatch 321 hat ein tadellos verarbeitetes Edelstahlgehäuse mit einem deutlich hervorstehenden Saphirglas, einer zweiten Saphirscheibe im Gehäuseboden und emaillierten Kalibrierungen auf der Keramiklünette. Die Lünette ragt über das Gehäuse hinaus, was zum ikonischen Design der Speedmaster gehört, aber leider zusammen mit den eng beieinander liegenden Drückern des Chronographen das Drehen und vor allem das Ziehen der Krone erschwert. Außerdem klickt der Nullrückstellknopf beim Auslösen zwar geschickt, aber der Start-Stopp-Drücker hat einen weniger ausgeprägten Druckpunkt, was die Freude an der Chronographenfunktion etwas mindert.
Zum Glück entschädigt das tadellos verarbeitete Zifferblatt mit sinnvoll unterteilten Skalen und gut gewählten Zeigerlängen für die kleinen Unannehmlichkeiten beim Einstellen und Bedienen dieses Armbandchronographen. Die Stundenmarkierungen und die zentralen Zeiger leuchten im Dunkeln, und auch die kleine Leuchtfläche an der Spitze des Sekundenzeigers beeinträchtigt die Ablesbarkeit nicht. Das Starten des Chronographen im Dunkeln weckt die leuchtende Pfeilspitze und lässt sie über das Zifferblatt wandern, um so zu bestätigen, dass die Uhr noch läuft.
Das Leuchten der schmalen Leuchtstreifen auf den Zeigern und Stundenmarkierungen ist erstaunlich stark und lang anhaltend. Omega hat sich für Super-LumiNova in einem Vintage-Beige entschieden, das normalerweise keine großzügige Dosis an Leuchtkraft bietet, aber die Zeiger leuchten dennoch in einem deutlich erkennbaren Grün – und sie leuchten bis zum Morgengrauen weiter. Die Ablesbarkeit ist nachts noch besser als tagsüber, denn je nach Lichteinfall spiegelt das Saphirglas trotz der Entspiegelung auf der Unterseite bei Tageslicht manchmal stark.

Komfort am Handgelenk
Dank ihres moderaten Durchmessers und des detailreichen Gehäuses ist diese Armbanduhr mit 39,7 mm Durchmesser und 14 mm Höhe nicht nur wohlproportioniert, sondern auch sehr angenehm am Handgelenk zu tragen. Gleiches gilt für das konisch zulaufende, dreireihige Stahlarmband, das mit beidseitig verschraubten Stiften und einer aus dem Vollen gefrästen Faltschließe die nötige Stabilität besitzt.
Wie ihre Vorbilder aus den 1960er Jahren ist die Schließe mit einem 3-D-Omega-Logo verziert und lässt sich durch Drücken ihrer Knöpfe öffnen. Und wie in der Vergangenheit hat das Armband keinen Schnellverlängerungsmechanismus, aber die Schließe bietet die Möglichkeit, den Befestigungspunkt des Armbands um 2,5 mm nach außen zu verlängern. Dazu ist zwar ein spitzer Gegenstand erforderlich, aber immerhin bietet er dem Träger die Möglichkeit, die Länge des Armbands z. B. an warmen Tagen anzupassen, ohne einzelne Glieder abschrauben zu müssen.
Aus historischen Gründen hat Omega das Armband etwas schlichter gehalten, aber seine Qualität ist dennoch hoch. Die gleiche hohe Qualität zeigt sich auch in der gesamten Uhr. Andererseits sollten sich potenzielle Käufer angesichts des Preises von 14.100 $ fragen, ob die Vorteile dieses Modells ausreichen, um auf eine “normale” Moonwatch, Ref. 311.30.42.30.01.005, die 5.350 Dollar kostet. Im direkten Vergleich hat das neue Modell zwei Saphirgläser statt eines Kunststoffglases und einen Stahlboden, die Lünette ist aus Keramik mit emaillierten Kalibrierungen statt aus leicht zerkratzbarem Aluminium, und nicht zuletzt ist das Uhrwerk unserer Testuhr nicht nur sichtbarer, sondern auch schöner, konstruktiv hochwertiger und historisch bedeutsamer als sein Pendant im Original. Vor allem aber erinnert die Speedmaster Moonwatch 321 an ein Modell, das den Weltraumspaziergang und den Moonwalk begleitet hat, zwei Meilensteine in der Geschichte der Weltraumforschung. Das lässt den hohen Preis vielleicht nicht ganz vergessen, aber es lässt das Preisschild in einem weniger grellen Licht erscheinen – sozusagen im sanften Schein des Mondlichts.
MERKMALE:
Hersteller: Omega S.A., Stämpflistrasse 96, 2504 Bienne, Schweiz
Referenznummer: 311.30.40.30.01.001
Funktionen: Stunden, Minuten, Hilfszifferblatt für kontinuierlich laufende Sekunden, zentraler Sekundenzeiger, Hilfszifferblätter für bis zu 30 abgelaufene Minuten und 12 abgelaufene Stunden
Uhrwerk: Omega Kaliber 321, Handaufzug, 18.000 U/min, 17 Lagersteine, konventionelle Hemmung, temperaturgebläute Stahlspirale, Säulenrad, horizontale Kupplung, Feinregulierung über Rückerzeiger, Incabloc-Stoßsicherung, 55 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 27 mm,
Höhe = 6,7 mm
Gehäuse: Edelstahlgehäuse, Keramiklünette mit emaillierter Tachymeterskala, gewölbtes Saphirglas mit Antireflexionsbeschichtung auf der Unterseite, Vollgewindeboden mit Saphirfenster; wasserdicht bis 50 m
Armband und Schließe: Edelstahlarmband mit sicherer Faltschließe, die sich auf einer Seite öffnet
Gangresultate (Abweichungen in Sekunden pro 24 Stunden, mit ausgeschaltetem/eingeschaltetem Chronographen):
Zifferblatt aufwärts +6 / +5
Zifferblatt abwärts +6 / +6
Krone aufwärts -3 / -5
Krone unten -1 / -1
Krone links 0 / +1
Krone rechts -6 / -7
Größte Abweichung 12 / 13
Mittlere Abweichung +0,3 / -0,2
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Stellungen 328° / 310°
Hängende Stellungen 259° / 241°
Abmessungen: Durchmesser = 39,7 mm, Anstoßbreite = 19 mm, Höhe = 14 mm, Gewicht = 118 Gramm
Preis: $14.100
PUNKTE:
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Das Armband ist tadellos verarbeitet. Die Schließe ist aus einem massiven Metallblock gefräst und schnappt geschickt zu. Die Schließe verfügt nicht über einen Schnellverlängerungsmechanismus, aber Sie können das Armband über einen Federsteg verlängern. 8
Bedienung (5): Die Krone ist unter der ausladenden Lünette und zwischen den eng beieinander liegenden Drückern schwer zu erreichen. Der Druckpunkt auf dem Start-Stopp-Knopf ist nicht klar definiert. 2
Gehäuse (10): Das Edelstahlgehäuse mit emaillierter Keramiklünette und zwei Saphirgläsern ist aufwändig
geformt und makellos verarbeitet. 9
Gestaltung (15): Optisch gelungen und gut proportioniert; die Schlichtheit des Zifferblatts verleiht der Uhr ihren Kultcharakter. 15
Ablesbarkeit (5): Der Kontrast ist perfekt, die Kalibrierungen sind sinnvoll und die Leuchtmasse leuchtet lange, aber das Glas spiegelt stark. 4
Tragekomfort (10): Dieses Modell ist dank des moderaten Gehäusedurchmessers und des geschmeidigen Armbands sehr angenehm zu tragen. 9
Uhrwerk (20): Omega hat das historische Handaufzugswerk mit seinem erkennbaren Chronographenmechanismus originalgetreu nachgebildet. Es verfügt über ein hochwertiges Säulenrad, vergoldete Brücken und eine traditionelle Zahnradkupplung. Es hat jedoch keinen Sekundenstopp-Mechanismus und nur einen einfachen Regulator. 16
Bewertungsergebnisse: (10): Eine Gangabweichung von 0,3 Sekunden ist perfekt, aber 12 Sekunden sind eine ziemlich große Zahl für die maximale Abweichung zwischen den einzelnen Positionen. 7
Gesamtwertung (15): Omega hat eine historische Kultuhr zurückgebracht, aber sie hat auch einen sehr hohen Preis von 14.100 Dollar. 11
Gesamt: 81 PUNKTE